Förderverein Städtisches Museum Kitzingen e.V.

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Förderverein Städtisches Museum Kitzingen e.V.
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2.10.2019 Offener Brief an den Oberbürgermeister und den Stadtrat

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Müller,
sehr geehrte Stadträte,

seit kurzem vermittelt das Museumsgebäude einen gepflegteren Eindruck und einige der Missstände, die den Museumsbetrieb erschweren, sind erfreulicherweise inzwischen behoben. Diese positive Entwicklung im Gebäude Museum/Archiv ist zwei wichtigen Strukturmaßnahmen zu verdanken, die Sie im Laufe des Jahres veranlasst haben:

Zum einen wurde nach langjähriger Vakanz die Hausmeisterstelle des Museums wiederbesetzt. Die Hausmeister konnten bereits einige wesentliche technische Missstände beheben und leisten auch im laufenden Betrieb wertvolle Arbeit.

Zum anderen wurde die Stundenzahl der Reinigungskraft für das Gebäude Museum/Archiv deutlich erhöht, wodurch im Museum die Sauberhaltung von Räumen und Vitrinen nun gewährleistet ist.

Für diese Maßnahmen möchte ich Ihnen im Namen des Fördervereins Städtisches Museum Kitzingen e.V. meinen Dank aussprechen.

Gleichzeitig weisen wir darauf hin, dass diese Schritte nur ein Anfang sein können. Denn nach wie vor besteht im Städtischen Museum Kitzingen ein unzweifelhafter Bedarf an einer konzeptionellen Nachbesserung der Ausstellungsräume.

Auf Veranlassung des Stadtrats hatte deshalb die Museumsleitung zusammen mit dem Förderverein und in Kooperation mit der Würzburger Professur für Museologie, der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen sowie in Rücksprache mit der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken drei modulare Varianten einer Neukonzeption des Museums entwickelt.
Das für die Stadt Kitzingen ohne zusätzliche Kosten und durch Mitwirken namhafter Fachvertreter entstandene Dossier zur Neukonzeption liegt Ihnen seit Anfang des Jahres vor, und die Museumsleitung hat die Konzepte mehrmals Mitgliedern des Stadtrats und der Stadtverwaltung vorgestellt.

Weil sich seit der letzten Neukonzeption der Kitzinger Ausstellungsräume 2007 die nationalen Museumsstandards beträchtlich weiterentwickelt haben, sind bei einer förderfähigen Neukonzeption selbstverständlich auch neue Themenfelder zu berücksichtigen; hierzu zählen Inklusion und Museumspädagogik.

Dem äußeren Anschein nach konnte sich der Stadtrat bisher zu keiner gemeinsamen Linie, geschweige denn zu einer zukunftsträchtigen Entscheidung bezüglich des Kitzinger Stadtmuseums durchringen.

Als Entscheidungshilfe möchten wir deshalb an dieser Stelle noch einmal die aus Sicht des Fördervereins wichtigsten und dringlichsten Maßnahmen einer Nachjustierung der Ausstellungsräume darlegen, mit denen ein guter Teil des Erneuerungsbedarfs befriedigt werden kann. Diese Maßnahmen können unabhängig von einer zukünftigen umfassenderen Neukonzeption bewerkstelligt werden.

1. Außengestaltung des Museums

Die Außenwirkung des Städtischen Museums ist äußerst unvorteilhaft. Viele Besucher (s. Besucherbuch), darunter Kitzinger Bürger und Landkreisbewohner, wissen und erkennen nicht, dass es sich in der Landwehrstraße 22/23 überhaupt um ein Museumsgebäude handelt. In einem für Museen beispiellosen Minimalismus weist nur ein kleiner Schriftzug „Museum/Archiv“ auf dem Postkasten des Hauses auf das Stadtmuseum hin.

Wünschenswert wäre daher eine Neugestaltung der Giebelfront auf der Südseite (auf Höhe der neuen Mainbrücke (B8) sowie eine Gestaltung/Neugestaltung an der Frontseite des Gebäudes, die als Blickfang auf die Existenz des Kitzinger Stadtmuseums prominent hinweist.

2. Foyer mit Empfang, Inklusionsmodul und Pädagogik

Bisher wird das Museumsfoyer dominiert von dem „Museumsshop“, einem raumgreifenden Glaskasten, der im Museumsbetrieb unpraktisch ist und den heutigen Museumsstandards nicht mehr entspricht. So ist er zum Beispiel nicht barrierefrei und die Arbeitsflächen sind aufgrund veralteter Maße nicht mehr zulässig.

Durch einfachen Rückbau des Glaskastens kann das Foyer als großzügiger Empfangs- und Veranstaltungsraum wiedergewonnen werden. Stattdessen sollte das Foyer mit der historischen Rüdenhäuser Schlossapotheke möbliert werden. Die Apotheke ist bisher im ersten Obergeschoss untergebracht und seit der Depotumlagerung 2018 der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Die mit Apothekerutensilien bestückten Wandschränke der Apotheke sollten im Foyer den stimmungsvollen Rahmen für einen Kassen-, Empfangs- und Veranstaltungsbereich bieten. Die bereits aufwendig restaurierte Theke kann dabei als Museumsshop dienen. Mit geringem Aufwand könnte die Theke durch ein zusätzliches, für Rollstuhlfahrer unterfahrbares Modul barrierefrei gemacht werden. Im Vorraum der Apotheke könnten museumspädagogische Angebote mit Schulkindern stattfinden. Mit der Einrichtung stilvoller Tischchen und Stühle eröffnet sich zudem die Möglichkeit, ein Kulturcafé zu betreiben, in dem Lesungen und Workshops für Kinder und Erwachsene stattfinden.

3. Mitmachstation Falterturm

Einen wichtigen Beitrag zur Besuchergewinnung und zur Erhöhung der Attraktivität des Museums für Schulklassen sieht der Förderverein in einer Mitmachstation und Selfiezone „Falterturm mit Faltertor“ in Raum 1 der bestehenden permanenten Ausstelllung.
Der prominente mittelalterliche Bürgermeister Friedrich Bernbeck soll als Stehfigur dazu einladen, sich mit ihm in „guter Gesellschaft“ fotografieren zu lassen. Dafür finden sich im Falterturmschrank die passenden „Verkleidungen“ für Erwachsene und Kinder. Unter dem Motto „Wohl behütet und gut betucht“ erfahren die Besucher hierbei spielerisch wie Bürgermeister und Ratsherren, aber auch die Bürgerinnen und Bürger Kitzingens des 16. und 17. Jahrhunderts gekleidet waren. Zudem birgt der Falter-Schrank ein weiteres Thema: „Wer in Kitzingen war, darf aus der Kandel trinken – Der Kitzinger Kandelschluck“.
Diese Station ist geeignet für Schüler-Gruppenarbeit. Durch spielerisches Arrangieren von Trink- und Essgeschirren des Mittelalters lernen die Besucher die Geschichte der Kitzinger Kandelgießer, der Kitzinger Gold- und Silberschmiede kennen.

4. Wohnen im 19. Jahrhundert

Raum 3 in der Südost-Ecke des Gebäudes bildet mit seinen sieben großen Fenstern den potenziell hellsten und attraktivsten Saal des Museumsgebäudes. Leider verstellt eine Gipswand die drei Südfenster, so dass der Raum gegenwärtig sein Potenzial als Ausstellungsraum nicht entfalten kann.
Zudem verstellen zwei große Standvitrinen in Raummitte den Blick auf die wertvollen Möbel des 18. Jahrhunderts. Die großen Schrankvitrinen sind zudem unpraktisch. Sie können nur durch Bauhofmitarbeiter geöffnet werden, was auch immer wieder zu Beschädigungen führt, so dass die Vitrinen heute nicht mehr staubfrei schließen.

Wir schlagen vor, dass die Vitrinen und die Gipswand demontiert werden, um die großartige Atmosphäre des Saals zurückzugewinnen. Hiernach könnten zwei charakteristische bürgerliche Zimmereinrichtungen aus dem Depot in den Raum integriert werden: Das sogenannte Wildhagenzimmer und das Biedermeierzimmer der Kitzinger Traditionsschreinerei Rübig. Auf zwei Podesten ließen sich diese beiden Interieure großzügig inszenieren. Hierbei könnte die Geschichte der Industrialisierung in Kitzingen auf einem Bildschirm im „Wildhagenzimmer“ gezeigt werden, während auf Kitzinger Handwerksbetriebe und Manufakturen im „Rübigzimmer“ digital eingegangen werden könnte.

Auf Grundlage der Nachjustierung ergeben sich verschiedene Synergieeffekte:

Unsere pragmatischen Vorschläge zu einer moderaten Nachbesserung der Museumsräume können zum Teil vom Städtischen Bauhof realisiert werden, hierdurch entsteht der Stadt Kitzingen ein günstiger Kosten-Nutzen-Vorteil.

Die historische Apotheke im Foyer bietet einen ansprechenden Empfangsbereich, aber auch Möglichkeiten für Pädagogik, Workshops und Café sowie den würdigen Rahmen für Ausstellungseröffnungen und Vorträge. Das barrierefreie Shopmodul ergänzt hierbei die Apotheke im Shopbereich und trägt zur Inklusion bei.

Durch die Installation des Falterturmschranks in Raum 1 wird eine Mitmachstation für zwei wichtige Kitzinger Themen geschaffen, die im Lehrplan der Schulen vorgesehen sind. Zusätzlich ließe sich hier eine Selfie-Zone zur Unterhaltung einrichten.

Die Implementierung der historischen Apotheke, aber auch des Wildhagen- und Rübigzimmers im Bereich der Dauerausstellung schafft eine positive Atmosphäre, die der Besucher mit „Heimatgefühl“ assoziiert.

Mit der Verlagerung der drei Räume (Apotheke, Wildhagenzimmer, Rübigzimmer) wird im Obergeschoss zusätzlicher Platz gewonnen. Dieser kann sinnvoll genutzt werden, z. B. für die Unterbringung einer halböffentlichen Museums-Handbibliothek und für die Einrichtung eines professionellen Inventarisierungsraums mit Fotoecke und Werkstatt.

Durch eine neue Außengestaltung des monumentalen, aber kaum beachteten Museumsgebäudes wird zum einen das Museum für Einheimische und Touristen leichter auffindbar und zum anderen das historisch bedeutsame Gebäude als repräsentativer Teil des Kitzinger Altstadtensembles aufgewertet.

Der Förderverein des Städtischen Museums Kitzingen e. V. ist gerne bereit, sich in eine konkrete Ausgestaltung der vorgeschlagenen Nachjustierung im Stadtmuseum einzubringen und steht gerne dem Stadtrat als Ansprechpartner zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Frank Falkenstein

Oberbürgermeister Siegfried Müller hat auf dieses Schreiben nicht geantwortet.