Förderverein Städtisches Museum Kitzingen e.V.

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9.9.2018 Offener Brief an den Oberbürgermeister und den Stadtrat

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Fraktionsvorsitzende des Kitzinger Stadtrats,
sehr geehrte Kulturreferentinnen,

am 5.7.2018 fasste der SR auf Empfehlung des RPA-Ausschusses und auf Drängen des Oberbürgermeisters Siegfried Müller u.a. den Beschluss, dass das Städtische Museum Kitzingen seine Dauerleihgaben an die diversen Leihgeber zurückzugeben habe.
Die Verantwortlichen für diesen in Bayern beispiellosen Vorstoß versprechen sich von der Maßnahme eine Reduzierung der Ausstellungs- und Depotfläche und dadurch erhebliche Einsparungen.

Beinahe alle Spitzenstücke der Kitzinger Schatzkammer sind Dauerleihgaben, darunter die goldene Ratskanne der Stadt aus dem Jahr 1607, die Paul Eber Bibel aus dem Jahr 1562, das Epitaph der Magdalena Leonrod aus dem 15. Jahrhundert, bedeutende Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie die wichtigsten Zunftkannen der Stadt, darunter die berühmte „Ratze“ der Fischer- und Schifferzunft aus dem 17. Jahrhundert.

Die genannten Objekte wurden im Rahmen der Neukonzeption des Museums in den Jahren 2005 bis 2007 von Prof. Dr. Klaus Arnold, 1. Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer des Museums, und Stephanie Falkenstein M.A., Leiterin des Museums, gezielt für die Dauerausstellung des Städtischen Museums Kitzingen eingeworben.
Hierfür wurden von Seiten der Stadt Kitzingen, der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und des damaligen Fördervereins beachtliche Investitionen getätigt.

Zum Beispiel wurde das Epitaph der Äbtissin Leonrod – das einzige aus dem ehemaligen Kitzinger Benediktinerinnenkloster noch erhaltene Relikt – unter hohen Kosten aus dem Depot des Mainfränkischen Museums in Würzburg nach Kitzingen überführt, restauriert und mit einem speziell angefertigten Sandsteinsockel im Museum aufgestellt.

Für die Paul Eber Bibel, das wertvollste Objekt des „materiellen Gedächtnisses“ der Stadt Kitzingen, wurde eine sich selbst verdunkelnde Spezialvitrine gebaut, damit die konservatorischen Anforderungen des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg erfüllt werden konnten und eine Übernahme überhaupt erst möglich wurde. Die Bibel wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes in Anwesenheit des Landesbischofs an die Stadt Kitzingen als Dauerleihgabe übergeben.

Diese Spitzenstücke stehen beispielhaft für zahlreiche Objekte und Sammlungen des Kitzinger kulturellen Erbes, die im Städtischen Museum als Dauerleihgaben aufbewahrt werden.

Erst die Einbettung der für Kitzingen bedeutsamen Exponate in die Dauerausstellung des Stadtmuseums garantiert, dass dieses materielle Erbe der Öffentlichkeit zugänglich bleibt.
Die zentrale Einlagerung von Kitzinger Kulturschätzen im Depot des Stadtmuseums ermöglicht die Bereitstellung für Sonderausstellungen, wissenschaftliche Analysen und Publikationen und somit die weitere Erforschung und Vermittlung der Kitzinger Stadtgeschichte.

Zugleich können nur unter musealer Obhut die notwendigen konservatorischen Standards zum Erhalt dieser Zeugenstücke für die nächsten Generationen garantiert werden. Gleichzeitig werden sie im Gewahrsam des Kitzinger Stadtmuseums dem Kunstmarkt vorenthalten und damit ein Abfließen wertvollen Kitzinger Sachbesitzes u.a. ins Ausland verhindert.

Nach dem Stadtratsbeschluss vom 5.7.2018 meldeten sich verunsicherte Leihgeber teils von umfangreichen und wertvollen Konvoluten bei der Museumsleitung, die ihre Kunstschätze baldmöglichst aus dem Museum zurückziehen wollen.

Um den Aderlass an Kitzinger Kulturgut einzudämmen, stelle ich in meiner Funktion als 1. Vorstand des Fördervereins Städtisches Museum Kitzingen e.V. folgende Anträge:

1. Beantrage ich die sofortige Aufhebung des entsprechenden Beschlusses zur „Rückgabe der Dauerleihgaben“ vom 5.7.2018.

2. Beantrage ich die sofortige Einstellung von angemessenen Sondermitteln, mindestens 150.000 €, im Vermögenshaushalt, um dem Museum Verhandlungsspielräume zum Ankauf der wichtigsten von Rückgabe betroffenen Objekte zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Falkenstein